Was? Wie? Wo? – 5 Tipps gegen Sprachlosigkeit

Mangelnde Sprachkenntnisse haben mich noch nie davon abgehalten, ein Land zu bereisen. Ja, ich war immer bass erstaunt, wenn ich auf Menschen traf, die behaupteten, sie würden nur dahin reisen, wo man Deutsch spricht. Vielleicht kämen noch Englischsprachige Länder in Frage. Aber schon bei Frankreich, Spanien und Italien streikten sie. Schade! Was denen alles so entgeht! Dachte ich und sagte es auch. Aber den wirklich guten Freundschaften hat diese Meinungsverschiedenheit nicht geschadet.

Ein Tänzchen mit den Einheimischen ist in China fast überall möglich.

Ein Tänzchen mit den Einheimischen ist in China fast überall möglich.

Nun habe ich viele Länder bereist, dessen Sprache ich nicht sprach oder verstand. Wie kann das funktionieren? Es geht, natürlich! Es ist letztendlich sogar recht einfach.

  1. Einen Sprachführer mitnehmen. In China hatte ich anfangs immer meinen Sprachführer dabei, einen der auch die Schriftzeichen enthielt. Denn eines war mir gleich klar: Egal, wie ich versuchte, die Wörter auszusprechen, man verstand mich nicht. Als ich dann die Sprache lernte, war ich mutig genug, ohne das wertvolle Büchlein zu reisen. Das ging dann auch.
  2. Ich habe auf meiner Großen Reise ein selbstgeschaffenes Wörter-Büchlein mitgeführt, in dem ich die Wörter, die ich glaubte zu verstehen, eintrug. So wie ich sie aussprach und mit der Übersetzung, die ich verstand. Beispiel siehe Foto. Die Wörter, die ich dort aufgeschrieben habe, spiegeln den Alltag eines Backpackers wider. Guten Tag, Danke, die Zahlen von 1 bis 5 sowie so mancherlei Wörter rund ums Essen und das Sightseeing sind die meist gebrauchten Wörter, die ich lernte.

    Mein Büchlein mit den Wörtern in Japanisch und Koreanisch, die ich unterwegs gelernt habe.

    Mein Büchlein mit den Wörtern in Japanisch und Koreanisch, die ich unterwegs gelernt habe.

  3. Lächeln und freundlich auf das zeigen, was man will. Lächeln schafft schnell Gemeinschaft und hilft weiter, auch wenn man sich kaum versteht. Kopfnicken und – schütteln sind fast überall leicht zu verstehen (außer Indien, Nepal, Pakistan usw. Dort schüttelt man den Kopf auf elegante Weise, wenn man „ja“ meint.). Das „Daumen hoch“-Zeichen ist meistens auch in Asien verständlich. Ein Lächeln dazu, mehr braucht man eigentlich nicht.

    Nach einem kurzen Schwätzchen darf in China ein Foto nicht fehlen. Erst fotografierte der Mann mich und seine Frau mit seiner Kamera, dann nahm er auch gerne meine Kamera

    Nach einem kurzen Schwätzchen darf in China ein Foto nicht fehlen. Erst fotografierte der Mann mich und seine Frau mit seiner Kamera, dann nahm er auch gerne meine Kamera

  4. Ein richtiges Gespräch führen? Sich austauschen? Das geht in beschränktem Umfang auch ohne Worte. Ich hatte zum Beispiel immer ein paar Fotos von Zuhause dabei. Wenn ich die zeigte, unterwegs auf einer langen Bahnfahrtoder irgendwo bei einer Pause auf dem Dorf, entspann sich schnell eine angeregte Diskussion über „Papa“, „Mama“, „Zuhause“, „Deutschland“ und mehr. Dabei nicht vergessen: Lächeln!
  5. Die Zahlen von 1 bis 10: Diese sind nützliche Helferlein, wenn man etwas kaufen will, ein Zimmer für eine oder mehr Personen braucht usw. Zeichensprache geht da auch. Aber aufpassen: In China gibt es da Eigenheiten, derer man sich bewusst sein sollte: Zeigt man die 2 wie in Deutschland mit Daumen und Zeigefinger, dann stehen schnell mal 8 Flaschen Bier vor einem. Die Zwei zeigt man in China mit Zeige- und Mittelfinger.

Nebenbei bemerkt: Raucher haben einen großen Vorteil: Gemeinsam eine Zigarette rauchen hat schon manch gute Verbindung mit Offiziellen, Grenzbeamten und anderen hergestellt. Das ist eine Möglichkeit, die mir als Nichtraucher nicht zur Verfügung steht. Aber ich habe schon manchmal darüber nachgedacht, zumindest ein Päckchen Zigaretten für „Notfälle“ mitzunehmen.

Wer über besondere Fähigkeiten oder Kenntnisse verfügt, hat meistens einen schnellen Zugang zu den Einheimischen. Taiji im Park mit den Menschen, ein Liedchen mitsingen, Mahjiang oder chinesisches Schach beherrschen, schon wird man eingeladen, mitzumachen.

Mahjiang-Spieler in Dali

Mahjiang-Spieler in Dali

Im Ausland hat man einen „Ausländerbonus“. Fast überall wird es einem nicht übel genommen, wenn man nicht auf Anhieb alles versteht. Wenn ich mich mit offenem Interesse jemandem nähere, mit einem Lächeln zeige, wie toll ich das Land finde, und neugierig in die Welt schaue, dann wird man sich gerne bemühen, mich, die Fremde zu verstehen. Natürlich sollte man sich aber auch die Eigenheiten eines Landes vorbereiten. Nicht überall freut man sich, wenn man freundlich in einen Kinderwagen schaut oder einem Kind liebevoll über den Kopf streicht. In manchen Ländern kann ein direktes Lächeln, vor allem Männern gegenüber, zu fatalen Folgen führen. Aber im Großen Ganzen geht Verständigung immer, wenn man offen und neugierig bleibt.

Ein unbekanntes Kartenspiel? Die Leute freuen sich, wenn man sich dafür interessiert.

Ein unbekanntes Kartenspiel? Die Leute freuen sich, wenn man sich dafür interessiert.

17 Gedanken zu „Was? Wie? Wo? – 5 Tipps gegen Sprachlosigkeit

      • Direkt „Nein“ zu sagen, gilt in Japan als grobe Unhöflichkeit. Davon abgesehen gibt es das Wort so auch nicht. Was du vermutlich gesagt hast war „Nein, danke.“ Und das wird nicht direkt für die Verneinung einer Frage genutzt.

      • Achso, kann gut sein. Ich habe leider wenig mit Japanern gesprochen und wenig Gelegenheit gehabt, „Nein“ zu sagen. Meistens habe ich es in Japan mit Englisch versucht.

      • Wie auch in China, werden in Japan direkte Komplimente abgelehnt. Natürlich möchte man sie hören! Aber dann kommt eben sofort die Ablehnung. Egal, immer weiter loben! 😀

        In auf Englisch synchronisierten Filmen aus Asien ist das gut zu sehen. „Don’t mention it“, wird dort oft gesagt, wenn man sich beim Held bedankt. Aber er strahlt dabei und der Zuschauer weiß, dass er das Lob genießt.

        Fragst du einen Japaner um Hilfe, oder bittest um etwas, wird er diese Bitte nie direkt mit „Nein“ ablehnen. Er wird ausweichend antworten. Eine beliebte Geste: Die Hand in den Nacken legem, die Luft hörbar durch die Zähne einatmen. Das heißt „Nein.“ 😉 Sagen wird er aber etwas anderes.

        Alles klar? 😉

      • Wunderbar! Ja, ich erwische mich manchmal, wie ich Komplimente mit einem chinesischen „Nali“ – „Das ist doch nichts!“ abwehre. Auch in Deutschland muss man sich noch daran gewöhnen, Lob und Komplimente anzunehmen. 😉 Das mit der Hilfe ist in China ähnlich wie in Japan. Niemand gibt gerne zu, dass er den Weg nicht weiß. Wenn ich also irgendwo unterwegs nach dem Weg gefragt habe, habe ich das in der Regel noch zweimal wiederholt. Wenn die Antworten in der Mehrheit übereinstimmten, dann bin ich in die angegebene Richtung gegangen. 😉

  1. Ich denke auch, man sollte die nicht vorhanden Sprachkenntnisse nicht als Hemmschwelle nehmen, wenn man offen und freundlich ist, dann klappt es doch meistens. Ein lustiges Beispiel: vor 40 Jahren reiste ich mit meinen Eltern nach Mexiko, meine Eltern können weder Englisch noch Spanisch, ich damals auch nur Englisch. Aber mein Vater hatte nie Hemmungen,also schrieb er sich was aus dem Wörterbuch auf,, ging in ein Geschäft und sagte: Esto es muy caro! Das ist sehr teuer, er wollte aber eigentlich fragen, wie teuer es ist. Alle lachten furchtbar, wir blieben lange in diesem Geschäft, wurden kulinarisch versorgt und kauften eine Menge .lg Marlies

  2. Einen Sprachführer und vor allem ein paar vorab gelernte Begriffe in Landessprache als Einsteiger finde ich immer enorm hilfreich. Dennoch bin ich am liebsten in Ländern, in denen ich mich besser verständigen kann – und da ich das nicht so begrenzen wollte, musste ich halt mehr Sprachen lernen. ^^

    LG Michèle

  3. wenn es NUR die SPRACHlosigkeit wäre——die die MENSCHen an den TAG legten……doch ist es BESSER das die MENSCHen eine einheitliche SPRACHE sprechen würden…..bitte in keinster WEISE zu verWECHSEL(n)…….mit dem FREMD–SPRACHE(n)….ich meinte so auf einer gleichen GeDANKE(n)WELLE zu schwimmen….Wünsche dir einen guten TAG..HERZlichst ANDREA:))

  4. Da hast du natürlich vollkommen Recht. Trotzdem ärgere ich mich jedes Mal, wenn ich in einem spanischsprachigen Land bin, dass meine Kentnisse nicht besser sind. Bei Ländern, wo ich die Sprache aber gar nicht kann, geht es dann auch (ohne ärgern) mit Händen und Füssen.

    • ja, es geht mir ähnlich. Wobei es ganz schlimm ist, dass meine rudimentären Spanisch- oder Französisch-Kenntnisse komplett von meinem Chinesisch überlagert sind. Auf Spanisch angesprochen fallen mir als Antwort auf Chinesisch ganze Sätze ein, aber auf Spanisch geht dann gar nichts. Mit Händen und Füssen kommt man weiter. 😉

  5. Für eine Reise durch China war es immer sehr nützlich, einen (gedruckten) Reiseführer zu haben, in welchem unsere Ziele (Städte bei Bahnfahrten, Sehenswürdigkeiten) auch in chinesischen Schriftzeichen aufgeführt waren (nicht nur wegen unserer nicht vorhandenen Sprachkenntnisse, sondern auch deshalb, weil so mancher Chinesen gar kein Mandarin kann). Steige in einen Linienbus in Peking, zeige der Schaffnerin dein Ziel in chinesischer Schrift und du kannst sicher sein, dass dir mindestens 5 Mitfahrer sagen, wann du aussteigen musst.

  6. Pingback: 25.07.1991 Eine Schrift, die man lernen kann | bambooblog hamburg

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